Wie produziert man das Minikeg der Zukunft?

Dünneres Blech, energieeffiziente Produktion, PFAS-freie Lacke – das sind nur einige der wichtigsten Themen, die die Beverage-Sparte bei Envases Öhringen mittelfristig beschäftigen. Mit vielen technischen Neuerungen und hohen Investitionen in Nachhaltigkeit stellt man beim Weltmarktführer Envases Öhringen aktuell die Weichen für die Zukunft. Wilfried Hermann, seit einem Jahr Head of Operations Beverage und Leiter von Werk 2 in Öhringen, spricht über die größten Herausforderungen und erklärt, warum für ihn der Mensch bei allen Entscheidungen im Mittelpunkt steht.

Das Minikeg fit für die Zukunft machen ist Ihre Hauptaufgabe als Head of Operations Beverage und Leiter von Werk 2 in Öhringen. Was ist Ihnen dabei besonders wichtig?

Wilfried Hermann: Die Menschen, mit denen ich arbeite, sind mir besonders wichtig! Natürlich gehört es zum Kern meiner Aufgaben, für die Sicherheits- und Gesundheitsanforderungen zu sorgen, die sehr hohen Qualitätsstandards zu erfüllen sowie die technische Seite unserer Produktion zu koordinieren und zu optimieren. Dabei liegt für mich der Fokus immer auf meinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Denn der Mensch ist in einem Unternehmen immer der wichtigste Faktor! Deshalb habe ich mich in den vergangenen Monaten intensiv mit Organisationsstrukturen und Teambuilding beschäftigt. Ich verstehe mich durchaus auch als „Seelsorger“ für meine Mitarbeitenden, für deren Belange und Bedürfnisse. Das Thema „Arbeitssicherheit und der Gesundheitsschutz“ haben für mich oberste Priorität. Dass ich selbst aus der Praxis komme, hilft dabei sehr. Das baut Hemmschwellen ab, man unterhält sich auf Augenhöhe, so dass ich von Anfang an eine gute Akzeptanz hatte. Grundsätzlich ist es mir wichtig, mit meinem Team die Werte und Visionen unseres Eigentümers zu leben und zu realisieren, hinter denen ich zu 100 Prozent stehe.

Bei Envases kommt das Minikeg komplett aus einer Hand

Envases ist Weltmarktführer im Bereich Minikegs. Was zeichnet den Produktionsstandort Öhringen besonders aus?

Wir haben alle Produktionsschritte komplett bei uns vor Ort. Erst kürzlich wurde – quasi als letztes Puzzleteil – eine Coil Cutting Maschine installiert. Mit der können wir lasergesteuert die Blechtafeln direkt von der Rolle schneiden. Das bedeutet, dass das Minikeg der Zukunft jetzt vom Rohmaterial bis zum fertigen Fass zu 100 Prozent in unserem Unternehmen gefertigt wird. Das ist europaweit einzigartig! Dazu muss man natürlich auch in Sachen Technik immer up-to-date sein – und das ist definitiv unser Anspruch hier in Öhringen. Ich habe in meiner Laufbahn schon viele Unternehmen kennengelernt. Eine solche Entwicklungsfreude und einen so ausgeprägten Innovationsgeist wie bei Envases habe ich noch nie erlebt!

Was heißt das konkret? Welche Neuerungen wurden zuletzt umgesetzt bzw. sind in nächster Zeit noch geplant?

Es gibt einfach auf die nächsten Jahre gesehen unglaublich viele Projekte, die bereits genehmigt und teilweise schon angestoßen sind. Wir entwickeln uns stetig weiter! Direkt neben unserem Werk 2 gibt es seit kurzem das neue Distributionszentrum, das in Sachen Lagerorganisation modernste Standards setzt. Ob neue Maschinen für die Lackierung, Schneideanlagen oder Roboterzellen – Envases investiert hier in Öhringen über alle Bereiche hinweg wirklich hohe Summen. Auch künstliche Intelligenz spielt eine immer größere Rolle, um unseren Mitarbeitenden ihre Arbeitsabläufe zu erleichtern und die Effizienz zu steigern. Es macht mir richtig Spaß das Minikeg für die Zukunft noch weiter zu entwickeln, wenn man merkt, wie viel Engagement von allen Beteiligten dahinter steckt und viel dafür getan wird!

Neues Wartungskonzept für noch mehr Effizienz

Werksleiter Wilfried Hermann

Als Werksleiter sorgt Wilfried Hermann dafür, dass in der Minikeg-Produktion bei Envases alles rund läuft.

Was sind dabei die größten Herausforderungen?

Schwierig ist in mancher Hinsicht die Lieferantensituation, vor allem im Bereich Elektronik. Hier wartet man aktuell schon mal 1 bis 1,5 Jahre auf eine Bestellung, Ersatzteile bekommt man extrem schwer. Darauf müssen wir uns einstellen – etwa indem wir unsere Anlagenverfügbarkeit ändern. Statt wie bisher eine große Wartung im Jahr durchzuführen, setzen wir künftig auf kürzere und regelmäßigere Intervalle. Dazu erarbeiten wir aktuell ein umfassendes Konzept, denn natürlich darf der regelmäßige Betrieb nicht darunter leiden.

 Das Thema Nachhaltigkeit gewinnt immer mehr an Bedeutung. Inwiefern wirkt sich das auch auf die Minikeg-Fertigung aus?

Nachhaltigkeit steht bei Envases in allen Bereichen mit ganz oben auf der Prioritätenliste. Und in dieser Hinsicht wird auch besonders viel investiert – wie etwa kürzlich 3,4 Millionen Euro in eine riesige Photovoltaikanlage für Werk 1 und 2 hier in Öhringen. Denn in Sachen Nachhaltigkeit ist Energieeffizienz natürlich das A und O. Erst 2022 hat Envases Europe im Rahmen des EcoVadis-Bewertungssystems die Bronzemedaille erhalten. Anfang des Jahres hat sich das Unternehmen der Scienced Based Target Initiative angeschlossen, mit deren Unterstützung verbindliche, wissenschaftlich basierte Ziele und Maßnahmen definiert werden sollen, um das gesamte Unternehmen noch nachhaltiger zu machen. Die Ernsthaftigkeit und Langfristigkeit, mit der Envases diese Themen angeht, zeigt deutlich, welche Bedeutung diese Werte auch für den Eigentümer haben.

Das Minikeg der Zukunft wird nachhaltiger

Was sind die größten Herausforderungen für das Minikeg der Zukunft?

Ganz oben steht wie gesagt das Thema Nachhaltigkeit. Im Zuge dessen geht es uns auch darum, den Materialverbrauch zu reduzieren. Das Blech für unsere Minikegs in Zukunft noch dünner zu machen ohne dass die Qualitätsstandards dadurch beeinträchtigt werden, ist eine große Herausforderung für die Zukunft. Und da hängt enorm viel dran, denn die gesamten Anlagen sind natürlich für bestimmte Materialstärken ausgelegt und können nicht einfach dünnere Bleche verarbeiten. Hinzu kommen  immer neue Normänderungen und Vorgaben, auf die wir uns einstellen müssen. Etwa was den Einsatz bestimmter Industriechemikalien, sogenannter PFAS, betrifft, die zum Beispiel als Gleitmittel für Lacke verwendet werden. Manche amerikanischen Bundesstaaten haben sie erst kürzlich verboten, voraussichtlich kann im Jahr 2025 EU-weit mit einem solchen Verbot gerechnet werden. Hier müssen wir schnellstmöglich Alternativen anbieten können, um die Wettbewerbsfähigkeit zu sichern und neue Märkte zu generieren. Denn der Bereich Beverage hat durchaus Wachstumspotential. Und auf dem Weltmarkt will Envases mit seinen Minikegs auf jeden Fall ganz vorne mitspielen!

Zur Person: Wilfried Hermann ist Head of Operations Beverage bei der Envases Öhringen GmbH und leitet das Werk 2, in dem die Fünf-Liter-Partyfässer des Weltmarktführers gefertigt werden. Der 54-jährige Vater zweier erwachsener Töchter ist gelernter Feinmechanikermeister und verfügt nicht nur über ein großes Knowhow in der Metallverarbeitung. Durch zahlreiche Weiterbildungen, u.a. QMB, NLP-Master, Mediator, SiFa, BSB, hat er auch umfassende Skills in Sachen Teambuilding und Personalführung erworben, darüber hinaus helfen ihm seine 27 Jahre Erfahrung als Trainer im Jugend- und Erwachsenensport. In den letzten 30 Jahren war er als Produktions- und technischer Leiter in verschiedenen Unternehmen der Verpackungsindustrie tätig.