Bier zapfen: Über Tradition, Technik, Genuss und Freundschaft

Frisch gezapftes Bier ist ein Genuss! Darüber sind sich alle Bier-Liebhaber einig. Aber warum? Worin besteht die Faszination beim Bier zapfen? Und worauf muss man achten? Und vor allem: warum tun das immer noch meist Männer? Wir sind der Symbolkraft des Bierfasses und dem Kern wahrer Männerfreundschaft einmal nachgegangen.

Es ist ein Trend, der immer beliebter wird: Bier selbst zu zapfen. Gasthäuser installieren direkt an den Tischen der Gäste Zapfhähne, damit sie in geselliger Runde ihr Bier selbst ins Glas füllen. Kleine Zapfanlagen können für zuhause erworben werden. Das jahrhundertealte Bierfass hat nichts von seiner Faszination verloren. Und spätestens mit dem Partyfass ist das Selber-Zapfen sowieso in den eigenen vier Wänden angekommen. Doch was begeistert uns so am Bier zapfen? Und wie wird ein gutes frisches Bier eigentlich richtig gezapft?

Bier zapfen: Genuss und Geselligkeit unter Männern

Männer Runde HUBER Packaging

Es lässt Männerherzen höher schlagen, macht Eindruck bei den Damen und hat insgesamt eine außerordentliche Symbolkraft: das Bierfass! Bereits bei den Wikingern spendierte der Chef ein Fass, wenn der Raubzug gut gelaufen war und es etwas zu feiern gab. Auch heute noch ist es ein häufig zitiertes Sprichwort: ‚Darauf machen wir jetzt ein Fass auf!‘, bedeutet es doch Wertschätzung, Freundschaft und Stolz. Kommen gute Freunde zu Besuch, wird das Fass aus dem kühlen Keller geholt und unter großer Anerkennung angezapft. Wer es schafft, in drei Minuten ein frisches goldgelbes Bier mit perfekter Schaumkrone ins Glas zu zaubern, hat nicht nur ein echtes Erfolgserlebnis sondern auch die Bewunderer auf seiner Seite. Punktgenaues Einfüllen, das korrekte Drehen des Zapfhahns, der prickelnde Biergenuss – all das ist ein Gesamtkunstwerk, das sich kaum ein Bierliebhaber entgehen lassen möchte und durchaus Erfahrung benötigt.

Wahre Männerfreundschaft und die Tatsache, dass rund um ein Bierfass einfach alle gleich sind, sind wahrscheinlich der Grund, weshalb das Bierfass und das Bier zapfen ungebrochen beliebt sind. Statussymbole, Standesdünkel und Profilierungsgehabe sind hier fehl am Platz. Egal ob Akademiker, Handwerker oder Arbeiter – versammelt sich eine Runde Freunde um ein Partyfass, geht es um die wirklich wichtigen Themen im Leben, die alle Männer vereinen. Und es geht um etwas ganz und gar Phantastisches, nämlich ein frisches selbst gezapftes Bier überreichen zu können, das Zeichen für Freundschaft und Wertschätzung ist.

Männer, Macht und Freundschaft – wie Bier verbindet

Beim Bier zapfen geht es aber auch um Macht und Können. Es ist kein Zufall, dass der Oberbürgermeister beim Oktoberfest das erste Fass anzapft. Und es hat Tradition, dass danach in allen Medien steht, wie viele Schläge er dafür gebraucht hat. Gibt es etwas mit einer höheren Symbolkraft als den Chef, der ein Fass spendiert und allen Mitarbeitern ein Bier zapft? Was macht einen Mann zum Mann? Es geht beim Bier zapfen neben all dem Genuss eben auch um Machtdemonstration. Und es ist auch ein klein wenig die Flucht der Männer vor der Moderne hin zu etwas Althergebrachtem, beinahe schon Archaischem. Das Ritual des Bierzapfens ist einfach und vermittelt Zugehörigkeit – ein Phänomen, das in unserer schnelllebigen und anonymisierten Welt immer wichtiger wird.

Wirkliche Freundschaft, die nicht nach Status und Profilierung fragt, sondern jeden so akzeptiert wie er ist – das ist ein sehr hohes und seltenes Gut. Den Kumpel ein selbst gezapftes frisches Bier vom Fass zu spendieren ist ein Hohelied auf Freund- und Kameradschaft. Dafür braucht es keine Worte, die Geste alleine genügt völlig.

Bier zapfen: Wie gehts richtig?

frisch gezapftes Bier

Jeder, der einmal ein Bier frisch vom Fass gezapft hat, weiß wie schwer es ist das perfekte Ergebnis zu erzielen. Es gibt einiges zu beachten, um den Gerstensaft mit einer adäquaten Schaumkrone perfekt ins Glas zu füllen. Wer ein perfektes Ergebnis wünscht, sollte deshalb die sieben Minuten Regel vergessen. Ein schnell gezapftes Bier schmeckt frischer, da es noch einen großen Teil seiner biereigenen Kohlensäuren besitzt. Das Zapfen selbst braucht Fingerspitzengefühl und viel Empathie für den edlen Gerstensaft.zapfen am Bierfass

Um das ideale Ergebnis zu erzielen, wird ein kalt vorgespültes Glas leicht schräg unter den Zapfhahn gehalten, welcher ganz zu öffnen ist. Das Bier sollte aus dem Hahn flach auf die Wand des Glases treffen. Bereits nach einer Minute muss nachgezapft werden. So lange braucht die Oberfläche des Schaums bis sie sich festigt und die Voraussetzung für eine perfekte Schaumkrone gegeben ist. Dann durch schnelles Öffnen und Schließen behutsam die Schaumkrone aufsetzen. Die ideale Biertemperatur liegt bei 6°C bis 7°C. Altbiere und Weißbiere müssen in einem Zug gezapft werden.

Es ist also durchaus ein kleines Kunstwerk, so ein frisch gezapftes Bier. Und warum schmeckt es so außerordentlich lecker? Fassbier enthält etwa 5 Prozent mehr Kohlensäure als Flaschenbier. Deshalb wirkt es im Mund frischer. Da ein Fass deutlich mehr Druck aushält als eine Flasche, bildet Fassbier mehr Bläschen und perlt im Mund. Der Fachmann sagt: Es hat eine höhere Rezenz!

Bier – immer noch eine Männerdomäne?

Sicherlich, es ist ein Klischee: Bier gleich männlich. Allein die Bezeichnung ‚Bockbier‘ macht diese Assoziation mehr als deutlich. Doch verdient Bier wirklich dieses maskuline Image? Schließlich sind immer mehr Frauen begeisterte Bier-Trinkerinnen und auch im Berufsfeld der Biersommeliers gibt es mehr und mehr weibliche Absolventinnen. Man versteht das Phänomen besser, wenn man nicht alleine Bier mit dem Mann kombiniert, sondern tatsächlich das Bierfass. Hier unterscheiden sich die Interessen der Geschlechter und man kann durchaus behaupten, dass Bierfässer noch immer eine Männerdomäne sind. Und das Trinken in der Gemeinschaft kann man schon fast ritualisiert nennen. Man erinnere hier an Stammtische, gemeinsame Fernsehrunden mit Fußball oder auch gesellige Männerrunden am Vatertag. Diese Traditionen sind jahrhundertealt und haben noch immer Bestand. Und auch das digitale Zeitalter kann ihnen nichts anhaben. Ganz im Gegenteil: je schnelllebiger die Gesellschaft, desto wichtiger werden diese traditionellen Werte. Hat das nicht etwas ungemein tröstliches?