Rückläufiger Altbierabsatz, veraltete Technik, jahrzehntelanger Investitionsstau – all das konnte Michael Hollmann nicht abschrecken, als er 2005 den Kaufvertrag für die in die Jahre gekommene Privatbrauerei Bolten in Korschenbroich bei Mönchengladbach unterzeichnete. Denn er erkannte schon damals das große Potenzial dieser „netten kleinen Marke mit langer Tradition“, die zwar „verstaubt, aber nicht beschädigt“ war. Schließlich gilt Bolten mit dem seit 1266 gebrauten Alt als älteste Altbierbrauerei der Welt! Hollmanns Leidenschaft für Bier war bereits 20 Jahre zuvor geweckt worden: In den Semesterferien hatte er als Jura-Student bei Astra in Hamburg gejobbt, später eine eigene kleine Kneipe in Kiel gegründet. Nach dem Studium legte er eine steile Konzernkarriere hin: Vom Vertrieb bei der Bavaria St. Pauli Brauerei ging es über die Geschäftsführung der Hannen-Brauerei bis an die Spitze der Brau- und Brunnen AG.
Chef der Privatbrauerei Bolten mag es „hemdsärmelig“
Vom Vorstandsvorsitzenden des damals größten deutschen Getränkekonzerns zum Chef einer kleinen, dahinsiechenden Landbrauerei – das war ein Sprung ins kalte Wasser. Allerdings ein gut überlegter, denn Hollmann ist Geschäftsmann durch und durch. Wenn auch, wie er einräumt, ein eher „hemdsärmeliger“. Das macht ihn im Betrieb und in der Region aber umso beliebter. „Wenn ich etwas mache, muss ich davon überzeugt sein.“ Diesem Motto ist er auch mit der Sanierung der Privatbrauerei Bolten treu geblieben. Ende 2006 konnte er den Bierkenner Paul Bösken-Diebels als Mitinhaber gewinnen. Damit wurden weitere Weichen für eine positive Geschäftsentwicklung gestellt. Der Erfolg gibt ihm recht: Bolten zählt heute zu den drei größten Altbiermarken. Aus anfänglich vier Mitarbeitern ist mittlerweile ein Team aus 70 Leuten geworden. Der Jahresausstoß von 5000 Hektolitern hat sich auf 100.000 Hektoliter (vor Corona) erhöht. Und das Altbier aus dem verträumten Straßendorf am Niederrhein wird heute sogar im Borussia-Park ausgeschenkt.
Seit 2010 nämlich ist Bolten Stadionpartner und offizieller Altbierlieferant von Borussia Mönchengladbach. Denn der „Fohlenelf“ gilt Hollmanns zweite Leidenschaft neben dem Bier. Als Aufsichtsratsmitglied übernimmt er seit Jahren eine wichtige Rolle im Verein. Bolten-Bier und Borussia – das die beiden zusammengehören, sieht man besonders deutlich am entsprechenden Minikeg im Doppeldesign: Eine Seite ziert das Logo der „ältesten Altbierbrauerei der Welt“, die andere der Schriftzug der „ältesten Fohlenelf der Welt“. Eine treffende Verbindung, die bei Fußball- wie Altbierfreunden gleichermaßen beliebt ist!
Minikegs zum Jubiläum oder Geburtstag – und im Biergarten!
Das Minikeg kreativ als Marketinginstrument einzusetzen, ist sowieso ein Geheimtipp des Bolten-Brauereichefs. „Wir können problemlos auch kleinere Mengen abfüllen und nutzen das gerne für Jubiläen oder Geburtstage. Individuell gestaltete Partyfässer als Kundengeschenke zum Firmenjubiläum oder beim runden Geburtstag – das kommt gut an bei den Leuten!“ Auch im Brauerei-eigenen Biergarten stellt die Bedienung auf Wunsch ein 5-Liter-Fass mit Bolten-Bier auf dem Zapfbock direkt an den Tisch. „Das Selbstzapfen macht vielen richtig Spaß, fördert das Gemeinschaftsgefühl und passt einfach gut in den Biergarten“, weiß Hollmann und nutzt das Minikeg deshalb nicht nur für den Außer-Haus-Verkauf, sondern auch auf diese Weise.
Wie das Minikeg von Envases ist auch die Bügelverschlussflasche „ein modernes und sehr beliebtes Gebinde“. Ihre Einführung hat den Bolten-Bieren einen deutlichen Aufschwung gegeben. „Frisch vom Land“, unter diesem Motto verkauft die Brauerei neben Boltens Alt Bierspezialitäten wie Boltens Ur-Alt, Boltens Landbier, Boltens Helles, Boltens Ur-Weizen und Boltens Malz – viele davon mittlerweile in der Bügelflasche. Allerdings konnten Flaschenbiere und Partyfässer den Einbruch beim Fassbier im letzten Jahr nicht auffangen. Als Unternehmen mit rund einem Drittel Fassbieranteil und mehreren Gastronomiebetrieben hat Corona die Privatbrauerei Bolten hart getroffen: „In den vergangenen sieben Monaten haben wir gerade mal drei Hektoliter in Fässer abgefüllt“, resümiert Hollmann. Ende Mai lag das Minus im Fassbier bei 97 Prozent!
Dennoch ist Brauereichef Michael Hollmann optimistisch: „Ich glaube fest daran, dass wir an den guten Lauf von vor der Pandemie anknüpfen können.“ Dabei hilft ihm sein Team aus engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die 100 Prozent hinter der Marke stehen. Durch ihre große Heimatverbundenheit kann die Privatbrauerei Bolten außerdem auf Rückhalt und Unterstützung in der Region zählen. Und natürlich hat ein Vollblut-Unternehmer wie Michael Hollmann längst die nächsten Zukunftsideen für seine Brauerei in der Schublade…