Bierbrauen mit KI – was bedeutet das für die Branche? Birgt es unkalkulierbare Risiken oder ungeahnte Möglichkeiten, wenn Brauprozesse mittels künstlicher Intelligenz gesteuert werden? Wir erklären, warum Bierbrauen mit KI kein Schreckgespenst sein sollte und weshalb Roboter niemals einen Braumeister ersetzen können.
Was versteht man unter künstlicher Intelligenz?
Künstliche Intelligenz ist die Fähigkeit einer Maschine, menschliche Fähigkeiten wie logisches Denken, Lernen, Planen und Kreativität zu imitieren. KI ermöglicht es technischen Systemen, ihre Umwelt wahrzunehmen, mit dem Wahrgenommenen umzugehen und Probleme zu lösen, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen. Der Computer empfängt Daten, verarbeitet sie und reagiert. KI-Systeme sind in der Lage, ihr Handeln anzupassen, indem sie die Folgen früherer Aktionen analysieren und autonom arbeiten.
Inwiefern kann beim Bierbrauen KI eingesetzt werden?
Bier brauen ist ein komplexer Vorgang. Die wichtigste Rolle spielt die Zusammensetzung der Rohstoffe – in erster Linie Malz, Hopfen und Wasser. Aber auch Temperaturen und Zeiten, wie etwa beim Kochen des Hopfens, sowie Rasttemperaturen und -zeiten haben einen Einfluss auf das Endprodukt. Um Prozesse zu erleichtern, speist man eine KI-Software mit einer Fülle dieser Daten in Form von Bierrezepten. Diese ist so programmiert, dass sie Muster und Gesetzmäßigkeiten erkennt, die sich in den Bierrezepten wiederholen. Sie kann also feststellen, wie ein Bier zusammengesetzt sein muss, damit es „schmeckt“. Gleichzeitig ist sie in der Lage, daraus Lösungen abzuleiten. Das heißt sie lernt unter anderem, wie man welche Malz- und Hopfensorten am besten kombiniert, und kann dadurch neue Rezepte generieren.
Bierbrauen mit KI: Schweiz als Vorreiter
Welche Erfahrungen damit gibt es bereits?
Rund um die Welt tüfteln Experten bereits seit mehreren Jahren an Lösungen, wie künstliche Intelligenz in der Brauindustrie Prozesse vereinfachen und verbessern kann. So haben 2020 Forscher an der Hochschule Luzern in der Schweiz das erste von einer künstlichen Intelligenz entworfene IPA-Bier vorgestellt. Das Rezept dafür hat ein Machine-Learning-Tool namens „Brauer AI“ generiert. Mit „Deep Liquid“ wurde 2022 auch in den USA das erste Craft Beer mittels künstlicher Intelligenz gebraut. Aufsehen erregte im Frühjahr 2023 das KI-Bier „Autonomous“, das die Brauerei Beck’s anlässlich ihres 150-jährigen Jubiläums in limitierter Auflage auf den Markt brachte. Von der Rezeptur über das Verpackungs- und Logodesign bis hin zur Werbekampagne wurde bei diesem Produkt jedes Detail unter Nutzung von KI entworfen.
Welchen Nutzen können Brauereien daraus ziehen?
Werden Roboter künftig den Braumeister ersetzen?! Dieses Schreckgespenst schießt vielen in den Sinn, wenn sie (erstmals) von KI beim Bierbrauen hören. Doch darum geht es mitnichten! Im Idealfall arbeiten Mensch und System verlässlich zusammen. Der Mensch vertraut dem System und den erhobenen Daten. Seine Aufgabe bleibt es aber nach wie vor, den Prozess zu kontrollieren und abschließend zu bewerten: Wurden die Daten richtig erfasst und korrekt verarbeitet? Stimmen gewünschtes und tatsächliches Ergebnis überein? Algorithmen können künftig dabei helfen, die Entwicklungszeit der Produkte zu verkürzen. Indem man Fehlversuche vermeidet, lassen sich durch beim Bierbrauen mit KI Rohstoffe sparen, Kosten reduzieren und die Brauer entlasten. Das Ziel von KI-Tools zum Bierbrauen ist es nicht, Menschen als Bierbrauer überflüssig zu machen. Vielmehr sollten Menschen und KI zusammenarbeiten, um neue einzigartige Rezepte zu finden.
Wohin geht die Entwicklung beim Bierbrauen mit KI?
Wie in fast allen Branchen wird auch beim Bierbrauen die KI immer mehr an Bedeutung gewinnen. Das maschinelle Lernen hilft aber auch der Forschung, wenn es darum geht, innovative Lösungen für das Bierbrauen zu entwickeln. Wie etwa einem Team von US-Forschenden der synthetischen Biologie: Von künstlicher Intelligenz unterstützt, untersuchen sie, wie man einzelne Moleküle auf DNA-Ebene modifizieren kann, um etwa ein IPA-Bier mit Hopfengeschmack, aber ohne „echten“ Hopfen herzustellen. Den Forschern zufolge sei die Technik wirtschaftlich vorteilhaft. Denn der Anbau echten Hopfens verbrauche viel Wasser und Energie, ein gleichbleibender Geschmack sei nicht immer sicherzustellen. Fakt ist: Beim Bierbrauen bieten sich durch KI zukünftig noch viele weitere Einsatzmöglichkeiten und Chancen, die aufgeschlossene Brauer gewinnbringend für sich nutzen können.