Das Comeback des Dosenbiers

Nach der Einführung des Dosenpfands im Jahr 2003 ist der Absatz an Getränkedosen rapide eingebrochen. Die Metallverpackung schien am Ende. Doch seit einigen Jahren steigt die Nachfrage immer stärker an. Besonders bei Biertrinkern werden Dosen immer beliebter – und das, obwohl der Bierabsatz hierzulande stetig sinkt. Während sie vor zwanzig Jahren fast abgeschrieben und in der Bedeutungslosigkeit versunken war, entwickelte sich die Bierdose zuletzt überraschend zum Trendgebinde. Was sind die Gründe für das Comeback des Dosenbiers?

Mit Einführung der Pfandpflicht 2003 war der Absatz an Getränkedosen drastisch eingebrochen: Statt vormals 7,5 Milliarden wurden im Folgejahr nur noch rund 300 Millionen Stück verkauft. Inzwischen allerdings ist die Getränkedose wieder deutlich im Kommen – was neben dem Trendgetränk Energy Drinks auch auf das Bier zurückzuführen ist. Seit 2013 steigt die Nachfrage sprunghaft an, wir erleben ein Comeback des Dosenbiers!

Getränkedose ist Recyclingmeister

Envases produziert auch 1-Liter-Bierdosen – vorwiegend für den dänischen Markt.

Das liegt einerseits daran, dass sich im Einzelhandel längst ein vereinfachtes Rücknahmesystem etabliert hat. Und auch die Umwelteigenschaften der Getränkedose haben sich durch den verringerten Materialaufwand deutlich verbessert. Bei ihrer Markteinführung 1935 wog eine 0,33 Liter-Dose aus Aluminium noch 100 Gramm. Heute bringt sie nur noch rund 12 Gramm auf die Waage, ihre Wände sind dünner als ein menschliches Haar.

Bei Umweltschützern nach wie vor nicht unumstritten, ist die Getränkedose mittlerweile ein Recycling-Champion: In Deutschland werden so viele Getränkedosen am Pfandautomaten abgegeben wie niemals zuvor. Der Anteil der Getränkedosen am achtlos in die Umwelt geworfenen Müll sank dagegen nach einer neuen Untersuchung der GVM Gesellschaft für Verpackungsmarktforschung mbH im Jahr 2019 auf 0,03 Prozent. Gleichzeitig stieg die Recyclingrate für Aluminium-Getränkedosen in Deutschland auf 99,3 Prozent, von Stahldosen auf 99,7 Prozent. Das ist der höchste Recyclingwert für eine Getränkeverpackung weltweit. Für das Forum Getränkedose ist das „ein Paradebeispiel für ein funktionierendes Kreislaufprodukt“, die Getränkedose ist demzufolge „der Recyclingmeister unter den Getränkeverpackungen.“

Leicht, handlich, bruchsicher: Besonders junge Leute lieben Getränkedosen

Wacken und Krombacher

Vorteil der Bierdose: Sie lässt sich rundherum bedrucken und ist somit besonders für spezielle Marketingkampagnen – wie etwa von Krombacher zum Wacken Open Air– bestens geeignet. Foto: Krombacher

Vor allem Bier wird wieder öfter aus der Dose getrunken. Und der Handel unterstützt das Comeback des Dosenbiers, indem er ihm immer mehr seiner wertvollen Stellfläche einräumt. Denn gerade bei der jüngeren Zielgruppe avanciert die Bierdose zunehmend zum Trendgebinde. Besonders Singles schätzen die kleineren Verpackungsgrößen. Weitere Vorteile liegen auf der Hand: Die Getränkedose ist leicht, handlich, bruchsicher und damit praktisch für unterwegs. Außerdem kühlt sie ihren Inhalt schnell und hält ihn auch länger kühl als andere Gebinde. Damit sei sie „besonders in den Sommermonaten gefragt“, so die Erfahrungswerte des Branchenführers Krombacher, dessen Pils in der Dose gerade unter jüngeren Verbraucherinnen und Verbrauchern zunehmend an Zuspruch und Beliebtheit gewinnt.

Hersteller und Handel schätzen das Einweg-Gebinde, denn sie profitieren von einem kostengünstigeren Handling im Vergleich zur Glasflasche. Denn Getränkedosen lassen sich gut stapeln und platzsparend lagern. Und auch in Sachen Marketing kann die Getränkedose punkten. Sie lässt sich rundum bedrucken und hält damit im Vergleich zu etikettierten Gebinden mehr Oberfläche für Markeninformation und -design bereit. Damit ist die Bierdose vor allem auch für Sondereditionen und spezielle Marketing-Kampagnen bestens geeignet. So hat beispielsweise Krombacher im vergangenen Sommer unter anderem limitierte Aktionsdosen im Wacken Open Air Festival-Design oder – anlässlich der sehr erfolgreichen Euro League Saison – eine Eintracht Frankfurt Dose aufgelegt. 2018 hat das Unternehmen eine eigene Dosenabfüllanlage auf dem Brauereigelände in Betrieb genommen.

Im deutschen Handel findet man die 1-Liter-Bierdose bisweilen in Verbindung mit speziellen Marketingaktionen.

Von Pils bis Craft Bier: Comeback des Dosenbiers

Auch viele Craft-Bier-Brauer haben die Bierdose inzwischen für sich entdeckt. Unter amerikanischen Craft-Bier-Trinkern längst die erste Wahl, hatte es die Dose hierzulande anfangs schwer in der Szene. Doch auch hier ist ein Wandel im Gange: Immer mehr Craft-Bier wird ausschließlich in der Dose angeboten. 2019 wurden insgesamt rund 3,9 Milliarden Getränkedosen in Deutschland verkauft. Weit über 40 Prozent davon sind Bierdosen. Die in Europa meistverbreiteten Dosengrößen sind 0,33 und 0,5 Liter, seltener auch ein Liter. Letztere ist vor allem in Dänemark verbreitet und wird dort auch von Envases – hierzulande bekannt für seine Fünf-Liter-Partyfässer aus Öhringen – produziert. Zu speziellen Marketingaktionen findet man die 1-Liter-Bierdose ab und an auch im deutschen Handel.

Auch wenn die Mehrweg-Glasflasche unangefochten auf Platz eins der Gebindearten liegt, macht die Bierdose immer mehr Boden gut. Mit acht Prozent beim Bier und 17 Prozent bei den Biermischgetränken bestreiten Einweg-Dosen mittlerweile den zweitgrößten Teil am Bierabsatz. Tendenz stark steigend – das Comeback des Dosenbiers ist damit in vollem Gange!

Titelbild: Wacken 2022_Qolabo_Krombacher_© Ben Knabe