Der Konsum von Alkohol bei jungen Menschen unter 25 Jahren ist laut einer Studie der BZgA aus dem Jahr 2022 so niedrig wie nie. Nur noch 32% der Befragten gaben an Alkohol zu konsumieren. Diesen rückläufigen Trend spüren auch Brauereien. Seit Jahren ist der Absatz klassischer Biere rückläufig, obwohl neue Zielgruppen wie beispielsweise Frauen ebenfalls gern Bier trinken. Alkoholfreies Bio-Bier als Marktchance kann für Brauereien ein echter Gamechanger sein.
Marktchance: Neue Zielgruppen mögen auch alkoholfreies Bio-Bier
Es gibt also durchaus neue Zielgruppen, die als potentielle Konsumenten gewonnen werden. Das Riedenburger Brauhaus hat es erneut mit einer ausgewogenen Produktauswahl, innovativen Kreationen und einem Verständnis des Bio-Marktes geschafft, seinen Umsatz zu steigern. „Das Konsumverhalten der deutschen Biertrinker hat sich in den letzten Jahren deutlich gewandelt. Früher war alkoholfreies Bier meist eine Notlösung für Autofahrer, heute ist es ein Genussmittel, das mit einem bewussten Ernährungsstil assoziiert wird. Wir reagieren auf diesen Trend mit einer kontinuierlichen Erweiterung unseres Alkoholfreisortiments“, argumentiert Geschäftsführer Maximilian Krieger.
Riedenburger Brauhaus ist erste 100% Bio-Brauerei in Bayern
Die Erfolgsgeschichte ‚Bio-Brauerei‘ beginnt in Riedenburg allerdings aus der Not heraus. Seit 1756 braut die Familie Krieger bereits Bier in Riedenburg. Ab 1960 ist der Verkaufsschlager der Brauerei das Weißbier. Anfang der 80er Jahre allerdings wird die wirtschaftliche Situation für kleine und mittlere Brauereien durch Brau-Industrialisierung und starke Mono-Marken immer schwieriger. Michael Krieger allerdings hat eine Vision und entwickelt gemeinsam mit seiner Frau Martha ein Unternehmenskonzept, das den Fortbestand des Betriebes zukunftsweisend sichern sollte: die Umrüstung auf den heutigen Ökobetrieb. So laufen bereits 1992 die ersten Bio-Biere in Flaschen und Fässer, nur zwei Jahre später ist das gesamte Sortiment auf Bio umgestellt. Inzwischen ist das Experiment alkoholfreies Bio-Bier als Marktchance mehr als geglückt.
Konsequent Bio und regional: In Riedenburg geht die Rechnung auf
„Die Gründe für die Bio-Umstellung waren vielfältig, allen voran stand jedoch immer der ökologische Grundgedanke. Meine Eltern wollten wieder Bier brauen, so wie es unsere Vorfahren gemacht hatten: ohne gezüchtete Getreidesorten, ohne Filtration und ohne Hopfenextrakt. Der Schlüssel waren die ökologischen Rohstoffe“, erklärt Krieger. Diese Philosophie ging auf, denn heute schafft man es eine vielfältige Kundschaft zu bedienen. „Unsere Zielgruppe ist tatsächlich sehr bunt. Es gibt die Weißbierfans, die bereits vor der Bio-Umstellung unser Riedenburger Weizen getrunken haben und bis heute treu geblieben sind. Dann gibt es diejenigen, die gerne experimentieren und offen sind für ausgefallene Sorten wie Emmer-, Einkorn- und Dinkelbier. Mit unseren Dolden-Craftbieren sprechen wir vorwiegend eine jüngere Zielgruppe an.“ Und auch eine umfangreiche alkoholfreie Produktpalette wird hergestellt. Insgesamt werde beim alkoholfreien Bier schon ein höherer Aufwand in der Produktion betrieben als im Vergleich zu klassischen Bieren mit Alkohol, erklärt Krieger. Der Vorteil bei Riedenburg sei aber, dass der Alkohol erst gar nicht ins Bier komme und somit nicht aufwändig entzogen werden müsse. „Wir arbeiten mit einem reduzierten Malzanteil und vergären das Bier nur sehr kurz, dass sich kein Alkohol entwickelt. Das nennt man gestoppte Gärung.“
Alkoholfreies Bio-Bier als Marktchance: Qualität, Vielfalt und Genuss im Fokus
„Für uns ist Bier kein einfaches Konsumgut, sondern ein Genussmittel mit unzähligen Facetten. Genau das wollen wir mit unserer Sortenvielfalt zeigen,“ erklärt Maximilian Krieger. Vor allem die alkoholfreien Biere der bayerischen Bio-Brauerei sind dabei mit einer Steigerung von neun Prozent weiter auf Wachstumskurs. Und auch das Biermischgetränk Riedenburger Natur-Radler Alkoholfrei erweitert das alkoholfreie Sortiment auf acht Sorten. Das im Vorjahr erfolgreich eingeführte Riedenburger Alkoholfrei (0,33l) ist mittlerweile flächendeckend im nationalen Biofachhandel verfügbar. Mit einem Ur-Dinkelbier sowie einem alkoholfreien IPA setzt man auch geschmacklich eine ganz individuelle Note.
Bio aus Überzeugung und als Herausforderung: Bioland-Siegel im Gesamtsortiment
„Wir machen nicht „ein bisschen Bio“, denn Bio ist bei uns kein Marketingkonzept, um punktuell die Nachfrage nach einzelnen Bio-Produkten zu befriedigen. Für uns ist es eine Lebenshaltung und tiefe Überzeugung. Die Umstellungsphase vor 30 Jahren war für uns sehr schwierig, doch wir haben trotz aller Widrigkeiten an unserer Überzeugung festgehalten. Das macht uns glaubhaft und schafft Vertrauen“, so Krieger. Bei der Riedenburger Brauerei ist jedes einzelne Produkt mit dem Bioland-Siegel zertifiziert. Alle vorverpackten Bio-Lebensmittel aus der EU, welche die strengen Normen der EU-Rechtsvorschriften für den ökologischen Landbau erfüllen, müssen verpflichtend mit dem EU-Bio-Logo gekennzeichnet werden. Man wollte jedoch einen Schritt weitergehen und sich bewusst strengeren Vorschriften hinsichtlich Naturschutz unterwerfen. „Mit Bioland haben wir einen Partner gefunden, der unsere Philosophie teilt: Wirtschaften im Einklang mit der Natur, Förderung der Artenvielfalt sowie aktiver Klima- und Umweltschutz sichern unsere Lebensgrundlagen und erhalten eine vielfältige Kulturlandschaft“, erklärt Krieger. Diese strenge Bio-Einstellung war aber nicht immer einfach, gibt er zu. „Nach der Bio-Umstellung im Jahr 1994 war es schwierig, Bio-Landwirte zu finden. Das hat sich im Laufe der Jahre geändert und wir haben uns ein starkes Netzwerk aus Landwirten aufgebaut, die ausschließlich in der Region anbauen.“
Neue Absatzmöglichkeiten außerhalb des klassischen Getränkemarktes
Ein großer Vorteil der außergewöhnlichen Produkte und der nachhaltigen Unternehmenspositionierung, ist die Chance auf weitere Vertriebswege und somit das Erreichen neuer Konsumenten. Das Riedenburger Brauhaus hat sich als nachhaltiges Bio-Unternehmen mit regionalen Zulieferern in der Branche durchaus einen Namen gemacht und ist somit flächendeckend im Bio-Fachhandel gelistet. Aber auch im klassischen Supermarkt findet man die Brauerei sehr präsent. Die Handelskette REWE präsentiert die Produkte der Niederbayern prominent auch im Regional-Sortiment und das sogar in einem hochwertigen Holz-Display. Das macht es allen Beteiligten einfach, die Bio-Bierspezialitäten den Kunden anzubieten. „Wir pflegen enge und langfristige Partnerschaften mit den Verantwortlichen in den Märkten und sind so im regen Austausch, was Aktionen und Aufbauten betrifft. Für die Kunden wollen wir unser Angebot an Bieren möglichst niederschwellig zugänglich machen. Das schaffen wir, indem wir unsere Biere auch außerhalb vom klassischen Bio- oder Getränkemarkt platzieren.“ Das Brauhaus selbst unterhält einen eigenen Onlineshop, in dem man sich sein Wunschbier oder eine Auswahl der Bierspezialitäten ganz einfach via DHL nach Hause liefern lassen kann.
Klimaschutz und Bier: Schritt für Schritt weg von fossilen Energieträgern
Die Bio-Umstellung im Jahr 1994 und der Bau der neuen Füllerei in 2014 haben laut Unternehmen maßgeblich zum Erfolg der Brauerei beigetragen. Jetzt steht der Neubau von Sudhaus, Gär- und Lagerkeller sowie Energieversorgung an. Hauptaugenmerk wird dabei auf regenerativen Energieeinsatz und ein besucherfreundliches Gesamtkonzept gelegt. „Dieses Neubauprojekt ist das komplexeste Vorhaben in der Geschichte des Riedenburger Brauhauses. Doch wir wollen zukunftsfähig bleiben, Ressourcen schonen und unseren Mitarbeitern einen modernen Arbeitsplatz bieten“, resümiert Maximilian Krieger. Ziel sei es die Dekarbonisierung voran zu treiben und sich von fossilen Energieträgern unabhängig zu machen, auch weil es Teil der Nachhaltigkeitsstrategie ist. Gerade die Naturbelassenheit der Biere und der Verzicht auf Filtration machen die Produkte der Riedenburger Brauerei zu Genussmitteln, die je nach Klima-, Standort- und Bodenbedingungen der Zutaten somit leicht in Geschmack und Aussehen variieren. Der Verzicht auf Standardisierung ist aber kein Makel, sondern ein Markenzeichen. „Damit setzen wir uns bewusst von industriellen Bieren ab.“
Bildquellen: Riedenburger Brauhaus, privat