Trends im Getränkefachhandel: Ein Blick hinter die Kulissen!

Der Getränkefachhandel erlebt aktuell bedeutende Veränderungen, die hier von den Branchenkennern Georg Gorki und Thorsten Schön beleuchtet werden. Die Beiden sprechen über die Bedeutung von Familienunternehmen als Keimzelle der Branche, über einen rückläufigen Biermarkt und was man dagegen tun kann, über die Bedeutung regionaler Marken, die Vielfalt unterschiedlicher Gebinde und den Getränkefachhandel der Zukunft.

Thorsten Schön, Geschäftsführer bei proGetränke

Eine Welt, die sich ständig verändert und weiterentwickelt, spiegelt sich auch im Getränkefachhandel wider. Um mehr Einblick in diese spannende Branche zu erhalten, führten wir ein Gespräch mit zwei renommierten Branchenkennern: Georg Gorki, ehemaliger Einkäufer von Kaufland und Lidl sowie Geschäftsführer von Beveco, der früheren Einkaufsplattform der Oetker / Radebergergruppe. Außerdem im Gespräch dabei war Thorsten Schön, alleiniger Inhaber und Geschäftsführer von proGetränke, ehemaliger Team Beverage Vorstandssprecher und von der Zeitschrift ‚Inside‘ zum Kopf des Jahres gekürt. Ihre langjährige Erfahrung und ihr tiefgreifendes Verständnis für den Markt bieten uns wertvolle Einblicke in die aktuellen Trends beim Getränkefachhandel.

Keimzelle Familienunternehmen: Werteorientiertes Unternehmertum

Georg Gorki, Mitglied der Geschäftsführung bei ProGetränke

Georg Gorki und Thorsten Schön betonen die Bedeutung von Familienunternehmen als Keimzelle der Branche. Diese Unternehmen verkörpern oft eine traditionsreiche Geschichte und setzen auf werteorientiertes Unternehmertum. In einer Zeit, in der Authentizität und Vertrauen entscheidend sind, finden Kunden oft in Familienbetrieben das, wonach sie suchen: Qualität, Nähe und Verlässlichkeit. ProGetränke unterhält mittlerweile 540 Getränkefachmärkte, 65 Großhandels-Unternehmen und 3.500 Gastronomie-Objekte. Man unterstützt alle Betriebe in punkto Einkaufsmanagement, Vertrieb, Vermarktung bis hin zu Zentralabrechung. „Bisher kooperieren wir noch mit der Team Beverage, ab 2025 werden wir aber ganz unabhängig sein“, kommentiert Schön stolz. „Unsere Betriebe konzentrieren sich zurzeit auf Bayern, Hessen und Baden-Württemberg. Aber wir rollen unsere Idee über ganz Deutschland aus und sind definitiv auf Wachstumskurs.Darüber spricht heute schon die ganze Branche!“

Wandel im Biermarkt: Alkoholfreie Getränke im Aufwind

ein plus bei alkoholfreien Getränken

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Nicht erstaunlich, so Gorki und Schön, ist der rückläufige Trend im Biermarkt. Immer mehr Verbraucher entscheiden sich für alkoholfreie Alternativen. Dies spiegelt nicht nur einen gesellschaftlichen Wandel wider, sondern auch im veränderten Konsumbewusstsein. Der Markt für alkoholfreie Getränke boomt, und Unternehmen, die sich frühzeitig darauf einstellen, haben gute Chancen, sich zu behaupten. Interessanterweise könne man diese Transformation auch bei den großen Brauereien beobachten. Immer mehr von ihnen positionieren sich nicht nur als Brauereien, sondern als vielseitige Getränkehersteller. Diese Anpassung an die veränderten Marktbedingungen zeigt, wie Unternehmen flexibel sein müssen, um langfristig erfolgreich zu bleiben.

Trends im Getränkefachhandel – Kunden kaufen Heimat!

In einer globalisierten Welt sehnen sich Kunden nach lokaler Verbundenheit und Authentizität. Dies spiegelt sich im verstärkten Kaufverhalten wider: Kunden kaufen vermehrt regional und bevorzugen kleinere Brauereien. Diese Entwicklung zeigt deutlich, dass für viele Verbraucher Heimat nicht nur ein Ort ist, sondern auch ein Geschmackserlebnis und Wiedererkennung. Für Getränkefachhändler ist die Sortenvielfalt von entscheidender Bedeutung. Sie ermöglicht es, auf die vielfältigen Bedürfnisse der Kunden einzugehen und ein einzigartiges Einkaufserlebnis zu schaffen. Insbesondere mit regionalen Marken können Händler ein starkes Statement setzen und ihre Haltung sowie ihre Werteorientierung zur Region deutlich machen.

Die Vielfalt der Gebinde und die Sehnsucht nach Gemeinschaft

Minikegs zur Fußball-EM

Ein weiterer wichtiger Aspekt, den wir im Getränkefachhandel beobachten können, ist die enorme Vielfalt an Gebinden. Mit mittlerweile 120 !!! verschiedenen Flaschenarten bietet der Markt eine beeindruckende Auswahl. Kaum wegzudenken in diesem Füllhorn an Möglichkeiten ist auch das Minikeg von Envases. Besonders interessant wird das 5-Liter-Fass, wenn es um gemeinsames Feiern geht, sei es bei Großereignissen wie der EM 2024 oder anderen Festivitäten. Je mehr Krisen es in der Welt gibt, je mehr Unsicherheiten, desto größer ist die Sehnsucht nach Gemeinschaft und Zugehörigkeit spürbar – die Handball-EM mit gefüllten Stadien hat dies kürzlich erst wieder gezeigt. Das Partyfass wird in diesem Kontext zu einem Symbol des Miteinanders, der Freundschaft und des gemeinsamen Feierns.

Digitalisierung und Kundenorientierung: Die Einführung digitaler Systeme

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Die Digitalisierung spielt auch im Getränkefachhandel eine immer größere Rolle. „Wir von ProGetränke reagieren darauf, indem wir z.B.eine digitale Kundenkarte einführen“, erläutert Schön. Durch Apps, Couponing und Newsletter können somit individuelle Angebote gemacht werden, die den Bedürfnissen der Kunden so genau wie möglich entsprechen. Der Fokus liegt darauf, vom Kunden aus zu denken und digitale Systeme, KI sowie Marktforschung einzusetzen, um Angebote maßgeschneidert zu offerieren. Wer einen Wachstumsmarkt möchte, der muss seinen Fokus auch auf Bestandskunden setzen. Wer eine Möglichkeit findet, das Kaufverhalten insoweit zu beeinflussen, dass mehr und vor allem auch nach individuelleren Vorlieben gekauft wird, der schafft definitiv ein Umsatzplus.

Vom Einkaufsort zum Erlebnisort: Die Transformation als Trend im Getränkefachhandel

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Vorbei die Zeiten aufgestapelter Kisten und rein praktischer Getränke-Lagermärkte. Der Getränkefachhandel muss sich zunehmend als Erlebnisort positionieren, um den Kunden anzusprechen. Während kleine Nahversorger mit begrenzter Fläche eher auf schnelle Einkäufe ausgerichtet sind, bieten große Märkte mit über 1000qm die Möglichkeit, eine Erlebniswelt zu schaffen. Hier sollten Kunden nicht nur einkaufen und flanieren, sondern auch verkosten und die Vielfalt der Produkte erleben können. Darin liegt im Getränkefachhandel noch viel Potential. Ähnlich wie im LEH müssen auch Getränkemärkte in verschiedenen Formaten denken, um den veränderten Ansprüchen der Kunden gerecht zu werden.

Insgesamt zeigt sich, dass der Getränkefachhandel vor vielfältigen Herausforderungen steht, aber auch große Chancen bietet. Durch die Anpassung an digitale Trends, die Schaffung von Erlebniswelten und das Verständnis für die Bedürfnisse der Kunden können Unternehmen erfolgreich in einem dynamischen Marktumfeld bestehen und wachsen.

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